Objektivismus Schmobjektivismus

Wahrheit an Objektivität zu koppeln, wie es der Fundamentalist tut (und dabei natürlich übersieht, dass „Objektivismus “ nur Subjektivismus minus Historizität ist (so gesehen tappen „Objektivismus“ und „Authentizität“ in die gleiche Falle) würde ja auf der anderen Seite der Gleichung bedeuten, das Gott seine Authorität verlieren würde, denn er müsste sich den gleichen Gesetzmäßigeiten unterwerfen wie der Objektivismus. Gott als Objektivist zuzugestehen, dem nicht unterworfen zu sein, würde ja bedeuten, dass es Gott sich in einer Weise äussern könnte, die ich als (objektiver) Mensch nicht wahrnemen könnte. Somit verstößt der Fundamentalismus gegen das dritte Gebot

Irgendwie billig, aber nicht falsch, oder?

Als „Jesus-Folgender“ mit evangelikalen Wurzeln wird mir das immer wichtiger. Die typisch evangelikale Angst, bloß alles richtig zu machen und ja die „enge Pforte“ nicht zu verpassen hat aus meiner Sicht zuerst zu einer Art sesselpupender Faulheit geführt und sich danach auf den Weg zu einem Fundamentalismus gemacht, der sich der pluralen Gesellschaft bewußt nur noch mitleidig grinsen kann. Noch nicht mal zu lautem Gepolter ist er mehr fähig und hat darum sogar als Fundamentalismus versagt.

Trotzdem glaube ich, das eher fundamentalistisch geprägtem Glauben eine wichtige Rolle zukommt. Einerseits wird es wohl immer Menschen geben, die halt so glauben, was auch völlig ok ist, andererseits braucht die Gemeinschaft das als Korrektiv, natürlich. Das scheint ja auch eine Rolle zu sein, mit der sich Mark Driscoll z.B. beauftrag sieht. Nur müssen die, die ihre Jesus-Nachfolge etwas freier Leben, lernen, die typische Arroganz aus den Aussagen rauszurechnen und das beste zu behalten (Listening to the believes of Emerging Churches ist ein gutes Beispiel. Driscoll sagt zwar durchaus gute Dinge, aber seine know-it-all-Gutsherrenart ist für mich nur GANZ schwer zu ertragen.)

„If the doors of perception were cleansed everything would appear to man as it is: Infinite.“
–William Blake, The Marriage of Heaven and Hell


Kiezfest

Gestern war ich auf dem Kiezfest der Kirchen im Prenzlauer Berg, wo die Gemeinde, in die ich seit einiger Zeit gehe, auch einen Stand hatte – anstelle des regulären Gottesdienstes. Sie hatten ein paar Sessel mit Tischen an die Strassenecke gestellt; ein Monitor zeige Bilder aus dem Gemeindeleben und Musik lief auch. Irgendwann gegen Abend allerdings fanden sich dann alle zusammen und fingen an, zur Akustikgitarre Lieder zu singen.

Ich will das wirklich nicht verurteilen und finde es schön, wenn man sich daran freuen kann. Leider symbolisiert das genau die Art von Christentum, mit der ich für mich abgeschlossen habe und der ich auch nichts mehr abgewinnen kann. So stand ich dann weiter hinten und habe mich ordentlich fremdgeschämt. Ich hatte den Eindruck, das sich selbst einige Besucher des Kiezfestes darüber etwas lustig gemacht haben.

Danach gab es noch eine „Impulspredigt“ mit einer Frage, über die man dann reden sollte. Ich hatte aber keine Lust, zu reden und habe mir die anderen Stände angeguckt. Zumal Obadja, die zu dem Zeitpunkt auf der Bühne gespielt haben, einer Unterhaltung nicht unbedingt förderlich waren…

Mir ist diese Art der Selbstpräsentation und „Evangelisation“ eh sehr fremd. Ich habe eigentlich keine Lust, fremden Leuten irgendwas von Jesus und Kirche und so erzählen zu sollen – ich komme mir vor, als ob ich den Menschen irgendeinen billigen Mist verkaufen solle. Einge haben das aber auf eine bemerkenswerte Art und Weise drauf, und natürlich freue ich mich, wenn dadurch jemand zu Gott kommt, aber da ich mich selber nie auf solche Gespräche eingenlassen hätte, fällt es mir um so schwerer, dabei halbwegs glaubwürdig rüberzukommen.

Ich selber hätte es schön gefunden, wenn man einfach einen netten Nachmittag miteinander verbracht hätte, ohne irgendein „Programm“ oder eine „Botschaft“ haben zu müssen, die man nun unbedingt unter die Menschen bekommen woltle. Mir kam das alles sehr gezwungen und verkrampft vor. Und natürlich stelle ich mir wieder die Frage, ob ich wirklich bei dieser Kirche bleiben soll, mit der mich theologisch doch sehr wenig verbindet. Andererseits habe ich dort schon sehr viele nette Leute kennengelernt, und auch gestern habe ich wieder ein richtig gutes Gespräch mit einem anderen Mitglied gehabt.

Bin ich vielleicht zu unlocker und sollte froh über die Gemeinschaft sein? Genau darum drehte sich auch das erwähnte Gespräch. Aber mir kommt das alles mehr und mehr wie eine normale Freikirche vor mit dem Unterschied, das alles „etwas lockerer“ zugeht.


Feuer bei The Simple Way Community

Mittwoch morgen ist das Haus der Simple Way Community, zu der auch Shane Claiborne gehört, völlig ausgebrannt:

„This morning, a 7-alarm fire consumed an abandoned warehouse in our Kensington neighborhood in Philadelphia. The Simple Way Community Center at 3200 Potter Street was destroyed as well as at least eight of our neighbors’ homes. Over 100 people were evacuated from their homes, and 400 families are currently without power. Despite this tragedy, we are incredibly thankful to share that all of our community members and every one of our neighbors is safely out of harm’s way.

Community members Shane Claiborne and Jesce Walz have lost all of their belongings, Yes!And…’s after school studio and library were ruined, and community member Justin Donner’s Cottage Printworks equipment and t-shirts were destroyed.“
Von der SimpleWay website

Spenden-Website


GTD und Journler

Auf dem sehr interessanten Produktivitäts-Blog „Imgriff“ gab es vor kurzem eine Serie über das „Getting Things Done“-Prinzip (GTD) von David Allen. Auf der WP-Seite zu GTD habe ich einen Link zum Programm „Journler“ gefunden, dass anscheinen eine ziemlich gute GTD-Anbindung haben soll – leider erschliesst sich mir das nicht so richtig, obwohl Journler einen ziemlich interessanten Eindruck macht. Vor allem ist mir nicht klar, wie ich GTD-Listen dort anlegen soll… Falls das jemand der geschätzten Leserschaft nutzt bin ich für jede Tipps dankbar.


Kingdom vision

„The biggest issue that I see with the Romans Road approach is that once the sin problem is resolved (sin almost always understood as guilt before an all-holy God, which is true but not true enough), salvation has been accomplished. Frankly, this isn’t biblical: the sin problem of guilt, to be sure, has to be resolved, but sin is bigger than guilt (it is distorted relationship with God, self, others, and the world) and therefore the resolution (salvation) is bigger than forgiveness (it is resolved relationships with God, self, others, and the world — and it takes a lifetime). Only a kingdom vision makes the sin problem fully clear and only a kingdom vision makes the solution fully clear.“

Scot McKnight – „Letter to emerging christians“


Bye, flickr

So, den Flickr-account habe ich jetzt auch schon mal gelöscht. Gut, das ich nicht so viele Bilder da hatte.


Yahoo, adical, blogs, etc.

Ich habe ein dickes Problem mit Werbung. Z.B. diese: Ich empfinde sie in ihrer Omnipräsenz als Vergewaltigung. 99& davon beleidigt meine Intelligenz und/oder meinen Geschmack. Ich glaube, der öffentliche Raum sollte eine gewisse Neutralität haben, die durch Werbung zerstört wird. u.s.w. Ich halte auch Werbung in blogs für ziemlich daneben, denn das Prinzip ist ja, dass die „Glaubwürdigkeit“ oder „Authentizität“ des Bloggers auf das beworbene Produkt scheinen soll (ob das funktioniert oder nicht, sei mal dahingestellt).

Trotzdem fand ich es interessant, als Johnny von Spreeblick und Sascha von der ZIA adical gegründet haben, eine Werbeagentur, die sich speziell mit dem Vermarkten von blogs beschäftigt. In der Blogoshäre gab es ja schon lange riesige Diskussionen über blogs und Werbung, und da ich bei aller Abneigung immer noch denke, das es die Sache eines jeden einzelnen bloggers ist, Werbung zu schalten oder nicht, fand ich es gut, dass sich jemand, den ich als „ethisch Sensitiv“ einschätze (Johnny) damit beschäftigt – und nicht die Gestalten von Spindler & Klatt und wie sie alle heissen.

Adical ist genretypisch recht grossmäulig dahergekommen, was ja ok ist, hat aber bislang vergleichsweise wenig Innovatives hervorgebracht, aber das mag ja noch kommen. Was mich allerdings wirklich geplättet hat, ist die Tatsache, das jetzt tatsächlich Werbung für Yahoo gemacht wird. Wir erinnern uns: Dank der fleissigen Mithilfe dieses Unternehmens wurden einige chinesische Dissidenten zu mehrjährigen Haftstrafen verurteilt. Davon abgesehen haben Yahoo-Aktionäre Menschenrechtsanträge abgelehnt und durch den Kauf von flickr ist Yahoo jetzt auch noch dazu übergangen, in Deutschland den content der Bild-community zu zensieren.

Natürlich ist die Frage, wie man als Internt-Unternehmen in Diktaturen wie China Präsenz zeigt, recht komplex, wie Johnny es ja auch in seinem Beitrag dazu dargestellt hat. Richtig merkwürdig wird es allerdings, wenn er die Entscheidung für Yahoo als Werbekunden bergründet:

Schon mit dem generellen Entschluss vor inzwischen zwei Jahren, Werbung auf Spreeblick zuzulassen, waren wir uns dieser Herausforderung bewusst. Und haben beschlossen, uns auf die moralische Bewertung der Werbekunden hinsichtlich einer „die sind gut – die sind böse“-Aussage möglichst selten einzulassen. Denn jeder Kunde, den wir als „verwerflich“ ablehnen, bedeutet im Umkehrschluss unsere moralische Absolution für die Kunden, die werbend auf Spreeblick erscheinen.

Mal davon abgesehen, das ich dieses Argument nich nachvollziehen kann, halte ich das für eine Form von Fatalismus, der mir bei Spreeblick bislang nicht aufgefallen war. Und der auch sonst im Gegensatz zu vielen Artikeln bei Spreeblick steht, die sich intensiv mit der Politik von Unternehmen auseinander gesetzt haben.

Ich halte das zwar mittlerweile für einen Allgemeinplatz, aber ich sage es gerne nochmal: Wenn man sich nicht das Recht herausnimmt, Unternehmen und ihre Politik auch moralisch zu bewerten (und danach zu handeln), dann sollte man sich auch nicht über das Ergebnis dieser Politik beschweren. Ist es doch selbstverständlich, das Korrektheitsquote proportional mit der Grösse des Konzerns abnimmt, doch es geht hier nicht um einen Abteilungsleiter, der einen Angestellten gemobbt hat (was schlimm genug wäre), sondern um Handlungen, die massiv in das Leben von Menschen eingreifen.

Und natürlich kann man nicht auf alle Ungerechtigkeiten dieser Welt entsprechend reagieren, aber darum geht es nicht. Manche Leute scheinen immer noch zu glauben, das man gleich „etwas ändern“ können muss, bevor man überhaupt anfängt, sich entsprechen zu verhalten. Dabei geht es doch einfach nur darum, bei sich selber die gleichen ethischen Grundsätze anzulegen, die man sich auch von den Unternehmen wünscht. Oder sich an den moralischen Imperativ zu halten. Oder den Nächsten zu lieben wie sich selbst.

Dazu kommt noch, dass das Nutzen eines Angebotes nicht Vergleichbar ist mit dem Werben dafür. Ich hätte überhaupt kein Problem damit, wenn Spreeblick del.i.ci.o nutzt (das auch zu Yahoo gehört) und trotzdem aus den genannten Gründen keine Werbung für Yahoo macht.

Ich für meinen Teil bin über die Yahoo-Kampagne ziemlich enttäuscht, obwohl ich natürlich weiss, das adical machen kann, was es wioll und mir keine Rechenschaft schuldig ist. Ich bin auch ziemlich traurig über den Ton, in dem manche Blogger Johnny dafür kritisieren. Ich glaube, es wäre der Sache dienlicher, wenn man sich halbwegs zivilisiert darüber äussern würde. Aber all das bestärkt mich in meiner Ansicht, das Blogs und Werbung keine guten Freunde werden.


Die kompostierbare Kirche

Ich bin ja eigentlich noch auf der Suche nach einer neuen Kirche, aber ich merke, das ich mich doch schon sehr mit einer identifiziere, die ich jetzt schon öfters besucht habe. Erstaunlicherweise hat die nur sehr wenig von dem, was ich suche (und was ich hier der Einfachheit halber mal mit „Emergent Spirit“) bezeichne. Vor allem manche Predigten empfinde ich als sehr altbacken bis hin zu gesetzlich (es gibt auch welche, die richtig klasse sind, so ist das nicht); auch die Gestaltung der Gottesdienste folgt fast immer den Schema: 3 Leute machen was, der Rest hört gefälligst zu. Dabei dürfte es so manche Gemeinde geben, die allein bei den technischen Möglichkeiten dieser Kirche Bluthochdruck bekommen würde.

Ausserdem ist mir noch etwas aufgefallen, was ich eigentlich nicht verstehe: Sollte es nicht irgendwie ein Ziel einer Gemeinde sein, die administrativen Abläufe und den eigenen Unterhalt so ökologisch Vertretbar wie nur irgend möglich zu gestalten? Das fängt fürmich bei fair gehandeltem Kaffee und z.B. Fitz-Cola anstelle von Coke an und geht über Ökostrom bis hin zu einem Gemeindekonto bei einer Bank, die möglichst wenig Dreck am Stecken hat.

Ich bin nun wirklich niemand, der sehr auf eine ökologische Lebensweise acht gibt, aber wenn ich die Möglichkeit habe und es mir leisten kann, dann gebe ich natürlich der ökologischeren Alternative den Vorzug. Eigentlich denke ich, das Kirche da eine Vorbildfunktion haben sollte, die sich meinetwegen sogar bis hin zu einer Beratung in solchen Fragen erstrecken kann – falls es ein Mitglied gibt, das so etwas anbieten möchte, natürlich.

Aber trotzdem: Ich habe bislang viele nette und interessante Leute dort kennengelernt, was wohl der Hauptgrund für meine Sympathie für die Gemeinde ist. Ausserdem habe ich den Eindruck, dass es dort noch viel Spielraum für Gestaltung gibt. Das ist eine Sache, die ich bei meiner alten Gemeinde nicht gesehen habe und die mir sehr wichtig geworden ist.

Aber erstmal muss ich sie daran hindern, ein E-Drum Set zu kaufen. Hehehe.


Read me’s

Erinnert mich an meine paar Semester Soziale Arbeit: Islamwissenschaft und muslimischer Glaube (via)

Pickaboo über Foucault und das Subjekt

Gilles Deleuze and the “GloboChrist” – Christianity Goes GloboPomo


Die letzten Shaker

Sabbathday Lake, ME ist die letzte intakte Shaker-Gemeinde. Dort lebten im März 2007 noch vier Anhänger dieses Glaubens.


Zeitverbrauch

Schlaf ist ja Quatsch an sich. Weil: Warum? O.k., klar warum, aber muss das so lange sein? 8 Stunden? Hier gibt’s eine Möglichkeit, den Unfug so minimal als möglich zu halten. Jetzt muss ich also nur noch speedreading lernen und vielleicht mal den Luftdruck meiner Reifen erhöhen und schon bin ich den anderen Schwachmaten einen halben Tag vorraus.

Man vermag sich nicht auszumalen, was man mit der gewonnenen Zeit anstellen könnte! Warum kann mein zeitverschwendenender iPod den ganzen Mist nicht einfach auch doppelt so schnell abspielen? Dann könnte man noch mehr Musik hören! Alle Bürgersteige zu Förderbändern, Höflichkeit hält eh nur auf in Konversationen und solche langen Wörter wollen wir hier auch nicht mehr sehen, in der Zeit könnte man schon wieder etwas anderes sagen wenn man seinen job behalten will muss man sich schon was anstrengen od. glbst du d. Welt würd. auf d. warten, sucker? Und schon haben wir eine neue Maßeinheit: das Tempü! The Haarbüschel verbraucht gerade 1,45 Tempü/Tag! wichtigkeit der tätigkeit von 1-10 durch dauer mal 24 oder adersrum je nach tageszeit. ich war ja auch schon gestern hier.


The Ring

Neulich übrigens „The Ring“ gesehen (das remake) und vermutet, dass diese ganzen Drehbuchschreiber in Hollywood alle langsam anfangen, Lacan zu lesen. Ich verwette meine Hitchcock-DVDs, dass Zizek sich da irgendwo mal zu geäussert hat, andererseits könnte ihm das ja auch schon fast zu offensichtlich sein.

Die Eltern laden eine zweifache symbolische Schuld auch sich, indem sie unrechtmäßig ein Kind adoptieren UND es ermorden; in den Visionen des Kindes kommt als Freudsche Wiederkehr des Verdrängten die 1. Schuld wieder; die Eltern ermoden das Mädchen, welches sich wiederum in dem Video-Band ein Objekt klein a sucht, um die Schuld zu tilgen.

Sehr schön ist das stupide Geniesen herausgearbeitet, das erst realisiert werden kann, weil die beiden Reporter glauben, die hätten die symbolische Schuld durch die endliche Bestattung des Kindes getilgt. Da hier aber eine doppelte Schuld vorliegt, ist die angebliche Tilgung nur Voraussetzung für das Geniessen des toten Kindes, das „niemals aufhören wird“. Total dämlich wird der Film, das das Kind aus dem Fernseher steigt und den einen Reporter ermordet, denn hier werden Realität und das Reale vermischt, was nicht funktioniert. Das Reale kann lediglich einen kristallisationspunkt in der Realität bilden, was durch das Auftauchen des Videobandes geschieht, aber die beiden Sphären können niemals ineinander übergehen.

Schlussenlich die Perpetuierung des Schuldig-Werdens durch Das weiterkopieren des Bandes duch die Reporterin, die damit sich und ihr Kind schützen will. Wie also die Reporterin das Gabnd kopiert, so kopiert sie auch das Schuldigwerden der Eltern des toten Kindes.

Geht man eine Eben höher könnte man sogar das Kind als Objekt klein a sehen… Vielleicht kann man sogar soweit gehen uns sagen: Dadurch, das die Mutter um alles in der Welt ein Kind wollte, also das „Geniessen“ der Einhaltung der moralischen Pflicht vorzog, hat sie das Kind erst „böse gemacht“, die (in diesem Falle) nicht symbolisierbare Schuld manifestiert sich eben in dem Charakter des Kindes, welches in diesem Sinne – wie im letzten Satz ja angedeutet – selbst zum Objekt klein a wird, also zum Kristallisationspunkt des Realen, um den sich die Realität gruppiert.

Um mal David Bowman zu zitieren: „Mein Gott… es ist voller kleiner a’s!“


Das Versagen der Medien

Extrem lesenswerter Artikel über das Versagen der Medien bei der G8-Berichterstattung beim Spiegelfechter.


In the words of the Govenor

Auf dem Sampler des Magazins „Beliver“ (kene ich nicht) gibt es einen neuen Track von Sufjan, der ganz grossartig ist und sich sehr nach den White Stripes anhört, die einen Beatles-Song covern –> *Click*
via


the horror, the horror

Man, Grönemeyer UND Bono gleichzeitig, das ertrage ich in meinem Alter nicht mehr. Gut, das Sting derweil mit Geld scheffelnanderweitig beschäftigt ist.


Neues Leben

Als ich letzte Woche in Köln war, bin ich zufällig an einem christlichen Bücherladen vorbei gelaufen. Wer kauft eigentlich ernsthaft diese völlig bescheuerten T-Shirts, auf denen Markenlogos und Werbe-Claims mit „christlichen“ Inhalten persifliert werden? Das war doch schon vor 15 Jahren weder lustig noch originell. Naja.

Jedenfalls habe ich mir nach ca. 15 Jahren Thompson Studienbibel eine Neue gekauft:

Ich habe die Ausgabe in der Rock Berlin Gemeinde ein paar Mal in den Händen gehabt, und sie gefiel mir sprachlich um einiges besser als andere Übersetzungen, die sich am heutigen Sprachgebrauch orientieren. Nix gegen Luther, aber wenn ich mein Christentum schon renoviere, dann muss ich mich natürlich auch fragen, welche Rolle dieses Lutherdeutsch dabei spielt. So schön das teilweise auch ist, so sehr kristallisiert sich dort auch dieser Gestank des Traditionellen, den ich schnellstmöglich los werden möchte. Ich habe ja noch nie eine andere Bibel benutzt ausser die Luther 1984, und es ist sehr spannend zu sehen, welche anderen Facetten die bekannten Texte durch eine andere Übertragung bekommen.

Leider finde ich diese Bibel potthässlich und auch die Designs der anderen Ausgaben sehen alle nach evangelischer Teestube aus. Fürcherlich. Ich willeine einfache, hübsche Bibel ohne bescheuerte „meditative“ oder „spirituelle“ Bilder drauf. So schwer kann das doch nicht sein!


When you’re trying to make everything pretty…

Dieses Video von Brian McLaren über Worship hat bestimmt schon jeder und sein Nachbar gesehen, aber aber er trifft natürlich den Punkt und definiert auch im Vorbeigehen noch den Begriff „Kitsch“(„When you’re trying to make everything pretty it ends up seeming really cheap“).


Beten nach Zahlen

Gute Frage: Seit wann und warum werden Bibelverse eigentlich nummeriert und in Kapitel eingeteilt? Und warum? Muss das eigentlich sein? Habe ich mich bislang noch nie gefragt.


Was bisher passierte…

Von Sonntag vorletzter Woche bis Pfingstmontag war ich auf dem Orange Blossom Special Festival in Ostwestfalen. Veranstaltet wurde es in diesem Jahr zum 11. Mal von Glitterhouse Records, einem meiner Lieblingslabels, bei dem ich 1998 mal für sechs Monate ein Praktikum absolviert habe, und dem ich immer noch freundschlaftlich verbunden bin. Dieses Jahr war ich zum 10. Mal als „Stage Manager“ dabei, und neben dem immer exzellenten Programm ist es einfach immer wieder klasse, die ganzen Leute wiederzusehen, die dort auch Mal Praktikum gemacht haben oder dem Laden auf andere Weise nahe stehen. Die Veranstaltung ist eigentlich mal als Gartenparty geplant worden (und findet immer noch im grossen Garten der Firmenvilla statt), und auch wenn viele Abläufe mittlerweile fast automatisch stattfinden, so hat es nie diesen speziellen, familiären Charakter verloren – das behaupten zwar auch viele andere Festivals von sich, aber wer schonmal da war, wird wissen, das sich das hier auf besondere Weise bewahrheitet.

Mich wundert es eigentlich immer wieder, was für ein unglaublicher logistischer Aufwand so eine Veranstaltung mit sich bringt – auch, wenn es wie hier nur um maximal 2000 Personen geht. Trotzdem macht es sau viel Spass und ist zu einem wichtigen Teiul meines Lebens geworden, auf den ich nicht mehr verzichten möchte. In den nächsten Tagen schreibe ich vielleicht mal ein Fazit (Woven Hand! Michael J. Sheehy!).

Am Pfingstmontag hat mich dann die Liebste abgeholt, mit der ich dann zu meinem Vater nach Köln gefahren bin. Der wurde am am Freitag 80, und Samstag gabe es ein Essen für ein paar Verwandte und Bekannte, das auch ausgesprochen nett war. Meinen Onkel und seine Familie aus Hamburg z. B. hatte ich seit dem Tod meiner Mutter 1990 nicht mehr gesehen.

Freitag morgen schon klagte mein Vater über ein Taubheitsgefühl im linken Arm. Die Hand konnte er auch nicht mehr recht gebrauchen, aber da er öfters solche Sachen hat und die Symptome sehr ähnlich den Nebenwirkungen seines Schmerzmedikaments waren, hoffte ich, dass sich das wieder geben würde. Die Feier am Samstag hat ihn natürlich sehr angestengt, aber heute morgen gehorchte ihm das linke Bein nicht mehr richtig und wir holten sofort einen Krankenwagen, da sich die Anzeichen auf einen Schlaganfall nicht mehr relativieren liessen.

Man hat dann die üblichen Untersuchungen gemacht, und da mein Bruder in der Nähe wohnt, entschloss ich mich, wieder mit nach Berlin zu fahren. Vorhin habe ich mit meinem Vater gesprochen; es wird wohl ein kleiner Schlaganfall gewesen sein, aber der behandelnde Arzt kommt erst morgen und dann wird sich weiteres ergeben. Und jetzt liegt er da allein in einem Dreibett-Zimmer und hat Angst und ist traurig. Nicht hasst er so sehr, wie nicht zu hause sein zu können, und die ganze Krankenwagen-mit-dem-Tagetuch-durch-das-enge-Treppenhaus-Prozedur wird ihm nochmal alle seine Ängste bestätigt haben.

Mir kamen natürlich wieder die Bilder hoch von den beiden Schlaganfällen meiner Mutter, bei denen ich als einziger Anwesend war, und von der Angst und Verwirring bei ihr und der Hilflosigkeit bei mir (ich war 18 damals). Von dem 2. hat sie sich nie mehr erholt und das letzte, was ich von ihr sah, war ihr zuckender Körper auf der Intensivstation, dem von immer weiteren Anfällen alles Bewusstsein und alle Persönlichkeit ausgetrieben wurde. So schlimm ist es natürlich lange nicht bei meinem Vater, aber Jesus, so sollte niemand sterben. Trotzdem werden wir uns überlegen müssen, in wie weit er Hilfe beim täglichen Leben braucht und wie wir das organisieren. Ich wünschte, ich könnte ihn irgendwie nach Berlin holen, aber ich wüsste nicht, wie das gehen sollte und die Zeit hätte ich auch nicht. Schmeisst doch mal ein Gebet für ihn in die Runde; ich kenne keinen, von dem ich mehr über die Güte Gottes und die die unbedingte Liebe gelernt habe, als von ihm.

Ich bin mittlerweile veritabel angetrunken; die Liebste liegt schon Bett und schläft (sie musste den Weg alleine fahren, da ich ja keinen Führerschein habe) und ich wünschte, Gott wäre näher, aber das wünsche ich mir ja eigentlich immer.